I. Teilung 1772
Reformen in Polen.
Kosciusko.
Ii. Teilung 1793.
96 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution.
Damit nun Polen nicht ganz eine Bente russischer Lündersucht werde, traten sie mit Katharina Ii. in Verbindung und beschlossen eine Verkleinerung des kranken und ohnmächtigen Staates.
4. So kam 1772 die erste Teilung Polens zu stände. Österreich erhielt Obergalizien und Lodomirieu, Rußland Ostlitauen, Preußen das heutige Westpreußen, das einst dem Deutschen Orden gehört hatte, demselben aber unter Kaiser Friedrich Ii. 1466 von Polen entrissen worden war, ohne Danzig und Thoru, ferner Erme-land und den Distrikt an der Netze. — Damit wurde für Preußen, was für seine militärische Stellung bedeutsam war, die Lücke zwischen Pommern und dem entlegenen Ostpreußen ausgefüllt und Friedrich Ii. nannte sich von jetzt an „König von Preußen". Friedrich begann in der herabgekommenen und verarmten neuen Provinz eine gesegnete Kulturarbeit. Er entsnmpfte weite Strecken, baute deu Bromberger Kanal von der Brahe zur Netze (Verbindung von Weichsel und Oder), sandte Arbeiter, Beamte und Lehrer ins Land, hob die Leibeigenschaft ans den Domänen aus und verbreitete die Wohltaten einer gerechten Justiz.
5. Das traurige Schicksal Poleus öffnete dem noch urteilsfähigen Teil des Volkes die Augen für die Gebrechen des Staates und somit für die Ursachen des Unglücks. In richtiger Erkenntnis derselben und erfüllt von dem Gedanken, das Vaterland vor weiterem Verfalle zu bewahren, ja ihm neue Kraft einzuhauchen, schritt man zu tief eingreifenden Reformen. Man führte, von dem preußischen Minister Hertzberg ermuntert, 1791 das erbliche Königtum ein und gab dem Lande eine konstitutionelle Verfassung, wobei das liberum veto aufgehoben wurde. Eine neue Periode der Entwicklung schien anzubrechen. Doch die Freude der Patrioten dauerte nicht lange. Katharina Ii., die es nun einmal zu einer Erstarkung des erschütterten Staatswesens nicht kommen lassen wollte, widersetzte sich den Neuerungen und ließ, angespornt durch eine vaterlandsverräterische Partei unter den Adeligen, ein russisches Heer in Polen einrücken. Zwar gelang es dein tapferen Thaddäus Kosciusko, „dem letzten und reinsten Helden seines Staates," sein Volk zum Kampfe um Erhaltung der Freiheit und Selbständigkeit zu entflammen. Es war vergebens. Zu den Russen gesellten sich 1793 preußische Truppen, die Friedrich Wilhelm Ii. in Polen einrücken ließ, damit, — wie er meinte — die dort sich verbreitenden revolutionären Ideen unterdrückt werden könnten, und nun einigten sich der preußische König und Katharina Ii. zur Vornahme der zweiten Teilung (1793). Preußen bekam Danzig, Thoru und die heutige Provinz Posen, Rußland den Rest von Litauen.
6. Eiu Jahr darauf erhob Kosciusko abermals die Banner des nationalen Aufstandes. Diesmal folgte ihm das ganze Volk. Es kämpfte
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Extrahierte Personennamen: Kosciusko Katharina_Ii Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Hertzberg Katharina_Ii Thaddäus_Kosciusko Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Katharina_Ii Kosciusko
§ 87. Der Nordische Krieg 1700—1721.
49
Sturmangriffe auf Wälle und Mauern zurückschlug. Nach acht baugeu Wochen der Belagerung (Juli bis September), während welcher Notsignale den Provinzen den jammervollen Zustand der Stadt anzeigten, meldeten vom Kahlenberg aufsteigende Raketen die Ankunft eines Entsatzheeres. Reichstruppen mit Herzog Karl von Lothringen waren erschienen; unter ihnen befanden sich Bayern und Sachsen unter der persönlichen Führung der Kurfürsten Max Emannel und Johann Georg Iii.; auch hatte sich mit ihnen der edle Polenkönig Sobieski verbunden. Am 12. September erfochten die Verbündeten einen glänzenden Sieg. Eine unermeßliche Beute an Kanonen, Zelten, Ochsen, Kamelen, Getreide, Kassee (der Gebrauch desselben wurde von da ab allgemein), Gold und Schmucksachen fiel den Siegern anheim.
3. Die Überwundenen flohen nach Ungarn und dort dauerte der Vertreibung der Kamps noch eine Reihe von Jahren sort. 1686 wurden die Türken ^Ungarn'4 aus Ofen-Pest vertrieben, 1687 bei Moha es geschlagen und 1688 wurde Belgrad, das alte „türkische Ausfallsthor gegen Ungarn", erobert, wobei sich Max Emannel durch stürmische Tatkraft und durch Wagemut auszeichnete. Die günstigen Waffenerfolge benützte der Kaiser, um seine Macht in Ungarn zu befestigen und über die staatsrechtliche Stellung des Königreiches endgültig zu entscheiden.
Nach einem über den Adel verhängten Strafgericht zwang er 1687 auf dem Reichstag zu Preßburg die ungarischen Stände, in die Aufhebung des Wahlkönigtums zu willigen und die Erblichkeit der ungarischen Krone im Hanse der Habsburger anzuerkennen. — 1697 kam es noch einmal zu einer furchtbaren Schlacht bei Zenta a. d. Theiß, wo Prinz Eugen, dem unterdessen der Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen übertragen worden war, sein glänzendes Feldherrngenie entfaltete. Die den Türfon' zugefügte verlustreiche Niederlage führte 1699 zum Frieden von Karlowitz
(oberhalb der Theißmündung). Die Türkei trat an Österreich fast ganz Ungarn, dann Siebenbürgen, Kroatien und Slavonien ab.
Damit hatte das Reich der Habsburger, das mehr und mehr aus
Deutschland herausgewachsen war, im allgemeinen seinen heutigen
Umsang gewonnen.
§ 87.
Der Nordische Krieg 1700—1721.
1. Der Nordische Krieg spielte sich zwar hauptsächlich aus außerdeutschem Boden ab, war aber in seinem Verlaufe und in seinen Folgen für einige deutsche Staaten bedeutsam und möge daher hier eine kurze
Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 4
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Lothringen Karl Max_Emannel Max Johann_Georg_Iii Johann Sobieski Max_Emannel Max Zenta Eugen Eugen Karlowitz
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Ungarn Belgrad Ungarn Ungarn Kroatien Deutschland
155
kavagna, geworden, 1547 , wenn dieser nicht, als die
Verschwörung gegen Doria fast schon geglückt war, im
Meee ertrunken wäre. Am schönsten blühte unter Ita-
liens Staaten Toskana auf; ein Freistaat, an dessen
Spitze die reiche Kaufmannsfamilie der Mediceer stand,
aus welcher selbst mehrere den päpstlichen Stuhl bestie-
gen, und einer, Alexander, Schwiegersohn Karl V.,
erblicher Herzog von Floren; wurde (1531). Sein Nach-
folger Cosmus wurde Großherzog; dessen Sohn Franz
Maria (1574— 87) durch sein Verhältniß mit der
schönen Giftmischerin Bianka Capeuo berühmter, als
durch große Thaten geworden ist. Dieß Haus regierte
bis 1737. Äuch das Herzogthum Savoyen und Pie-
mont hob sich in diesem Zeitraum sehr.
In Rußland nahm Großfürst Wasilet 1505 —
1534 den Titel eines Zaars von ganz Rußland an.
Sein Sohn Iwan Ii., (1534 —1584) der Schreckliche,
führte mit Polen (wo 1572 der Stamm der Iageuo-
nen endete, und der erste Versuch das Wahlrecht zu
üben mit Heinrich Ix. von Anjou schlecht ausfiel, da er
davon lief), mit Lithauen, welches nachher mit Polen
ganz vereinigt wurde, mit Schweden, welches sich an
der Ostsee immer weiter ausbreitete, mit Mogolen und
Tataren, viele und meist glückliche Kriege. Aber er
suchte auch durch deutsche Künstler und Handwerker,
durch bessere Gesetzbücher seinen Staat aus der asia-
tischen Rohheit herauszuarbeiten, der er freilich oft
noch selbst anzugehören schien, wenn er etwa höchst-
eigenhändig Hinrichtungen vollzog, oder, mit dem
Gesandschaftsrechl noch unbekannt, einem Gesandten,
der vor ihm den Hut nicht abzog, denselben auf den
Kopf nageln ließ. Doch war mit den Erwerbungen
in Sibirien (von einer, unter Iermak Timofejew, ver-
sprengten Kosakenhorde erobert 1576, und dem Zaar
geschenkt, das größte Geschenk, das je ein Räuber ma-
chen konnte!) sein Reich schon 140,000 ^ Meilen gross.'
Das Haus Rurik erlosch mit Feodor 15q8, worauf
die stürmischen Zeiten des Boris Ghodunow und der
falschen Demetrter kamen, denen endlich das Haus
Romanow, durch Wahl der Großen 1ö13 auf den
Thron berufen, allmählig ein Ende machte.
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Extrahierte Personennamen: Doria Alexander Alexander Karl_V. Karl_V. Franz
Maria Franz Maria Bianka_Capeuo Heinrich_Ix Heinrich Iermak_Timofejew Feodor_15q8 Boris_Ghodunow
Extrahierte Ortsnamen: Polen Schweden Sibirien Haus
Romanow
1700) zu Travendahl den Frieden annehmen. Nun
zog er gegen Peter, der eben Narva belagerte; Karl
mit 8000 Schweden schlug 80000 Russen, als Peter
eben nicht beim Heere war. Statt aber nun diesen
ohne Verzug in seinem Reiche zu verfolgen, warf sich
Karl, nur seinen Leidenschaften folgend, auf August
von Polen, drängte ihn und seine Sachsen aus Ltef-
land und Kurland, schlug diese bei Cliffow, Pultusk,
1702, 1703, und ließ zu Warschau den jungen Sta-
nislaus Lescinsky zum König Polens statt Augusts
wählen, ging darauf nach Sachsen selbst, und erzwang
im Frieden zu Altranstädt Augusts Verzichtlcistung auf
die Krone Polens. Unterdeß hatte Peter Ingermann-
land erobert, und Petersburg. 1703, darin zu grün-
den angefangen, und Menzikow, Peters mächtiger
Günstling (ehemals ein Pastetenbäckerjunge), die
Schweden bei Kalisch 1706 geschlagen. Karl drang
nun zwar siegreich bis Smolensk vor, ließ sich aber,
statt auf Moskau oder Petersburg loszugehen, durch
den abenteuerlichen Kosacken-Hettmann Mazeppa (einen
Polen, den ein beleidigter Ehemann auf ein Ukrai,
nisches Pferd gebunden hatte, welches sofort in seine
Heimath mit ihm lief) verleiten, in die Ukraine zu
kommen, wo die Kosaken sich ihm anschließen wür-
den. Während dem schlug Peter 1ö000 Schweden
unter Lcionhufwud (Löwenhaupt) bei Slop am Dnepr,
und dann Karln selbst bet Pultawa (8. Juli I70y)
so gänzlich, daß dieser zu den Türken nach Bender
entfliehen mußte, j-
Unterdeß hatte August sein Polen wiedergewonnen,
Dänemark den Krieg erneuert, und Peter eroberte nun
Ltefland und einen Theil von Finnland. Dagegen
bewog endlich Karl die Pforte zum Kriege gegen Ruß-
land (1711), und wirklich wurde Peter am Pruth von
den Türken so gänzlich eingeschlossen, daß er ohne die
schlauen Bestechungskünste seiner Geliebten, der nach-
maligen Kaiserin Katharina I. (des Mädchens von Ma-
rienburg), verloren gewesen wäre, so aber mit dem
Verlust von Asow aus der Gefahr entkam. Umsonst
tobte Karl, und arbeitete an einem neuen Krieg; allein
unterdessen nahmen Dänemark, Preußen, Sachsen, die
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Extrahierte Personennamen: Peter Karl Karl Peter Karl Karl August Cliffow Augusts Augusts Peter_Ingermann- Peters Kalisch Karl Mazeppa Peter_1ö000_Schweden Bender August Peter Karl Karl Peter Karl Karl
fteti, den Lausitzen und eine Zeitlang auch mit Bran-
denburg.
Weit roher stand dagegen noch'rußland da,
zumal da es von den Mogolen überschwemmt worden
war, (1238) an deren Chans die russischen Großfür-
sien Tribut zahlen mußten. Doch konnte Großfürst
Alexander Newskoi von' Nowgorod, die Echwertbrüder
in Liestand schlagen (1241) und ein Iwan Wasilje-
witsch von Moskau aus (1462) allmahlig di? Macht,
der unter Timur noch furchtbarer gewordenen Mogolen,
brechen. Er erklärte das gerettete und erweiterte Ruß-
land auf einem Reichstage für untheilbar. — Dage«
gen war jetzt das griechische Kaiserthum seinem
völligen Untergange mit schnelleren Schritten als frü-
her entgegen gegangen. Zwar hatte das lateinische
Kaiserthum schon 12ö1 den griechischen Paläologen
wieder weichen müssen, allein bald mußten diese auch
die kleinasiatischen Provinzen den siegreich vordringenden
Türken oder Osmanen aufopfern, die 1327 zu Prusa
tn Bithynien unter ihrem Führer Orchan ihren Sitz
ausschlugen. Auch der Handelsneid der Penetianer
und Genuesen erregte viel Unheil tn Eonstantinoprl.
Endlich eroberten sogar Orchans' Söhne, Soliman
und Amurath, Gallipoli tn Europa, sodann Thrazien,
Thessalien, Macedonien und Bulgarien, und schlugen
ihren Sitz zu Adrianopel auf. Schon Bajazeth, (Ilde-
rim, der Blitz, beigenannt) Amuraths Sohn, »vürde
Constantinopel erobert haben, wäre nicht über den
Mächtigen ein noch mächtigerer, der mogoltsche Erobe-
rer Timur oder Tam.erlan gekommen, der schon auf
Bagdads Ruinen eine Pyramide von t)0000 Menschen-
schädeln als Denkmal seiner Siege errichtet hatte.
Dieser schlug in'der großen und blutigen Schlacht bei
Angora tn Kleinasien Bajazeth, und führte den Ge-
fangenen in einer vergitterten Sanfte mit sich herum.
Auch Johann Hunyad, Ungarns Reichsverweser, und
Castriota oder Skanderbeg von Epirus beschäftigten
die Türken eine Zeitlang. Umsonst hatten die griechi-
schen Kaiser, des Reiches Fall ahnend, vom Abendlanh
Hülfe ersieht, umsonst dafür Anscdließung an die ka-
tholische Kirche angeboten! Endlich zog Muhamed Ii.,
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Newskoi Alexander Kleinasien_Bajazeth Johann_Hunyad Johann Muhamed_Ii
der Reichstag zu Warschau 1773. mußte eknwilligen. —
Im Türkenkriege war sie nicht weniger glücklich, nach-
dem ein Romanzow sich an dir Spitze des russischen
Haupkheereö gestellt hatte:' Die Siege am Pruth,
am Kagul, die Eroberungen Chotzims, Benders, der
Seesieg bei Scio und die furchtbare Verbrennung der
türkischen Flotte in der kleinasiatischen Bai von
Tschesme durch Alexis Orlow, die Verbindung mit
den Griechen (die dafür nachher blutig büßen mußten,
als Rußland seinen Zweck und Frieden hatte) mit Ali
Bey Aegyptens, endlich die Einschließung des Groß,
wesstrs in den Gebirgen der Bulgarei, -rächten den
Frieden von Kutschuk-Kainardge und die Abtretung
von Kinburn, Asow, Ienikal und Kertsch in der
Krimm, nebst der großen und kleinen Kabardei an
Rußland zu Stande. Nachdem deskosackenpugatscheffs
Ausstand seine Pseudo-Peterschaft) gezüchtigt, die Ein,
theilung des Reichs in Gouvernements vollbracht war:
ging sie mit einem noch weit größern Plane, dem
griechischen Projekte um, wobei allein ihr Günst-
ling, der übermüthige Fürst Potemkin noch höher zu
steigen meinte. Nicht umsonst stand an dem einen
Thore Moskaus: Weg nach Consiantinopel! nicht um»
sonst hatte ihr zweiter Enkel den Namen Constantin
und eine griechische Amme bekommen. Auf den Trüm-
mern des Osmanenreichs sollte ein neues griechisches
Reich »nter einem Prinzen ihres Hauses entstehen!
Endlich kam es auch zum Kriege; da aber die Pforte
ihn zuerst erklärte, mußte den Traktaten nach auch
Kaiser Joseph Antheil nehmen, der kurz zuvor 1787 zu
Cherson sich mitkatharina besprochen hatte. Alleinjoseph
erlitt die Niederlage bei Lugosch 1788 und trug eine gefahr,
liche Krankheit mit nach Haus. Wenn nun auch Laudon
und Koburg herrliche Siege noch erfochten, Potemkin
Oczakow, Suworow Ismail (blutig genug) erstürmten,
wenn die Tage von Dubitza, Foksani, Martinjestre, und
die Eroberung Benders, Lorbeern über Lorbeer» häuften:
so mußt« doch wegen Englands und Preussens Eifersucht
und Josephs traurigen Tod (er hinterließ mehrere fei-
ner Provinzen im vollen Aufstande und fast alle Clas-
sen seiner Unterthanen gegen sich gereizt, und hatte
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Extrahierte Personennamen: Chotzims Benders Alexis_Orlow Ali
Bey_Aegyptens Constantin Joseph_Antheil Alleinjoseph Potemkin
Oczakow Suworow_Ismail_( Dubitza Benders
beider Reiche bildete, also ein Theil der Moldau im
Besitz von Rußland blieb.
Nur wenig Staaten gelang es, wie Dänemark und
Schweden (wo ein Franzose Bernadotte, Prinz von
Pontecorvo, zum Thronfolger des alten Karl Xiii.
gewählt worden war, nachdem Gustav 4. Adolf 1796 —
1809» der Finnland an Alexander 1608 verloren hatte,
aber auch mit seinem Heer zerfiel, am 1z. März 1809
von seinen Generalen arretirt, und von der Nation
des Throns beraubt worden war, jetzt als Oberst
Gustavson auf Reisen—) vorerst unthatig bleiben zu
dürfen. Eine Mustercharte europäischer Völker war
das furchtbare Heer von 500000 Streitern mit 1200
Kanonen, an dessen Spitze Napoleon die Wiederher-
stellung des Königreiches Polen und die Eröffnung
des zweiten polnischen Krieges (22. Juny 1812) aus-
sprach. Allein wenn er auch anfangs die noch nicht
vollzähligen russischen Heere unter Kamensky, Kutusow,
Dagration,Tormassow, Barklai detolly, voneinerstel-
lung zur andern zurücktrieb, wenn nach den Schlachten
bei Smolensk (18. Aug.), Borodino, an der Moskwa
(7. Sept.) die Russen sich zurückzogen, wenn Napoleon
endlich am 14. September in die alte Zaarenrefidenz
Moskau und den Kreml (7. Sept.) einzog r so was
nach seiner Meinung der Krieg beendet; nach der
Feinde Antwort aber ging er erst an. Statt Friedens-
boten aus Moskau stiegen Feuersaulen ihm ent-
gegen , und die ungeheure Stadt brannte zum großen
Theile nieder. Nlcht des Gouverneurs Nostopschin
ausdrücklicher Befehl, wohl aber der eigne Wille der
Bewohner und die nachhelsende Hand der Franzosen,
hatte diesen Brand entzündet, dessen Gluthen zugleich
das Feuerzeichen für die Befreiung Europas geben
sollten« Die Iahrszeit widerrieth das Vordringen
nach Petersburg; das Bleiben widerrieth sich selbst;
man kehrte um« Aber jetzt fielen nicht blos die Feinde,
vorzüglich die beim Verfolgen so nützlichen Kosaken (die
„meprissbls cavalleri6" der Bülletins.) über die
Franzosen her, sondern auch Hunger, Kälte, Ermat-
tung verschworen sich gegen die Weltbezwinger, und
wenn bis Smolensk hlos 40000 Mann und 400 Kans-
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Extrahierte Personennamen: Pontecorvo Karl_Xiii Karl Gustav_4._Adolf Gustav Adolf Alexander Alexander Napoleon Juny Borodino Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Finnland Polen Smolensk Moskwa Moskau Moskau Europas Petersburg Smolensk
225
stiegen, mit dem Willen, fein sinkendes Reich durch
europäische Cultur zu stützen, und vor allem durch eu-
ropälsch- exercirte Truppen (Seymens) die übermütht-
gen Zanitscharen zu verdrängen. Nach dem Frieden
von Jassy 17y2 rief erst Napoleons ägyptische Expedi-
tion ihn zu den Waffen, und türkische Truppen
halfen sogar die Ordnung im Kirchenstaate Herstellen.
Erst 1807 begann ein neuer Krieg gegen Rußland,
auf Betrieb Frankreichs; wo die Servier unter dem
tapfern Czerny Georg sich vom Türkischen Zoche, aber
vergebens, loszumachen suchten, und die englische Flotte
Rußland betstand. Aber Seltm wurde von den mit
seinen militärischen Neuerungen unzufriedenen Truppen
am Zl. Mai 1807 abgesetzt, und sein Nachfolger Musta-
pha Iv. hob jene auf. Allein auch Mustapha wurde
durch eine Gegenrevolution des Pascha Mustapha Bai-
raktar gestürzt, und sein Bruder Mahmud Ii. ist seit-
dem Sultan ; Bairaktar der Grossvezier blieb bald in
einem großen Aufstand gegen ihn. Durch den Buka-
rester Frieden 1812 fiel ein Theil der Moldau, jenseits
des Pruth an Rußland. Dafür gelangs, die aufrühre-
rischen Wechabiten, eine um 1756 durch Sheik Mu»
hamed-el Wahabi entstandene Secte muhamedanischer
Puritaner an Syriens und Arabiens Gränzen, 1813
völlig zu besiegen. Unterdessen hatten die Griechen sich
fast des ganzen türkisch-asiatischen Seehandels bemäch-
tigt, und sich besonders auf den Inseln Hydra, Zpsara
und Spezzia zu trefflichen Seeleuten umgebildet. Die-
ser Handel gab schon Bekanntschaft mit dem Auslande
und Freiheitsgeist. Noch mehr wuchs dieser durch die
höhere geistige Bildung, welche junge Griechen theils
auf den auswärtigen Universitäten, besonders Deutsch-
lands und in Paris) theils in den heimischen Bildungs-
anstalten zu Scio, Aivali, Smyrna, Zanina, sich holten.
Auch stiftete ihr Landsmann, der russische Minister Graf
Eapo - d'istria , während des Wiener Congresses einen
literarischen Hülfsverein, die Hetairie der Musenfreunde.
Zn den ersten Monaten des Jahrs 1821 brachen
in: der Wallachei durch Theodors Wladimiresko Unru-
hen aus, und in der Moldau trat Fürst Alexander
Z)psilanti.,auf, russischer General und Sohn des vorigen
3te Aufl. 15
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Jassy Napoleons Czerny_Georg Mustapha Graf
Eapo Wladimiresko Alexander
Z)psilanti Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Frankreichs Syriens Arabiens Paris Smyrna Zanina Moldau
— Tsv —
Hospodars der Moldau, und kündigte von Jassy auch
(7. und 20. März) den Kampf für die Unabhängigkeit
des griechischen Volkes an. Eine im Quartier der
Griechen zu Constantinopel (im Fanal) vorbereitete Re-
solution, sollte gleichzeitig mit seinem Erscheinen vor
dieser Stadt losbrechen. Allein ein Verschworner ent-
deckte den Plan dem englischen Gesandten, und dieser
ihn dem Divan. Aber Kaiser Alexander, aus den Pp-
fuarttt sehr gerechnet hatte, erklärte sich stark gegen
diese „Jnsurrection," und nun wurden nicht allein seine
Hekäristen und andere Anhänger von den Türken total
geschlagen, sondern es begann auch ein furchtbares
Blutbad gegen die Griechen zu Constantinopel. Unter-
deß brach auch der Aufstand in Morea und auf den
Inseln los; die Griechen suchten durch die großen
Erinnerungen aus der alten Zeit begeistert, dem schwe-
ren Druck, unter dem sie schmachteten, sich zu entziehen.
Freilich mußten sie erst zu einem Heldenvoik sich wieder
durchkämpfen, da die lange Sclaveret auch ihre Sinnes-
art verschlechtert hatte. Unglücklich ging es de»
Griechen in der Moldau und Wallachei und Constantii
nopel. Bei Tergowitsch siel die heilige Schaar Ppst-
lantis durch Verratherei am lb.jun., und bei Tergoressi;
Ppsilanti floh in das ösireichische Gebiet und fand eine herbe
Gefangenschaft zu Munkatsch bis 1827; man sah in
Constantinopel griechische Fürstinnen für einen Piaster
auf dem Markte in die Sklaverei verkaufen und der
rohesten Wollust hingegeben; sah den hochbetagten
Patriarch Gregor vor seiner Kirche, die mit 15 andern
dem Boden gleichgemacht wurde, aufgeheukt, und die
entwaffneten Griechen wie Hunde todtgeschlagen. Um-
sonst verwandte sich der edle Stroganoff/-der russische
Gesandte, usid vtrließ endlich die Stadt; ucksonst bot
Oestreich Vermittlung an; desto glücklicher focht die
griechischeflotke mit ihren Brandern gegen den Kapudan
Pascha; desto glücklicher Odysseus bei Zeituni, Ger-
mano, bet Patras, welches er etnnahm, so wie sich
auch Navariuo, Napoli di Ma'lvasia und Tripolizza
Theben, Arta, ergaben. Zu ihrem Glücke erklärte auch
der'shah von Persien den Türken den-Krieg; focht auch
der wilde Despot Ali Pascha von, Zamn« (1ö; Febr.
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Extrahierte Personennamen: Jassy Alexander Alexander Gregor Gregor Oestreich Kapudan
Pascha Arta Ali_Pascha
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— 106 —
Dänen oder Normannenseeräuber zurückgetrieben, hatte
fein Volk mit Gesetzen und trefflichen Einrichtungen
beschenkt; doch nach 100 Jahren wurden die Danen,
Suein l., und dann Kanut der Große, sein Sohn,
wieder Herren des Landes. Aber als man endlich von
dieser Seite der Normannen sich erwehrt, kamen sie,
6o000 Mann stark, von der Normandie her, unter
ihrem Herzoge Wilhelm dem Eroberer, und setzten
sich durch eine blutige Schlacht bei Hastings (10ó6)
fest. König Wilhelm theilte nun das Land in lauter
große Lehen, und regierte sehr streng. Da er aber
auch als Herzog der Normandie Vasall der Krone
Frankreichs war, so entstanden darüber unter seinen
Nachfolgern heftige Kriege mit den Capetingern. Wie
in England setzten sich auch die Normannen im untern
Italien fest, und gründeten von Averfa aus hier
wie in Sicilien als tapfere Kämpfer gegen die Griechen
und Araber ein eigenes Königreich (1061). Aber auch
die Gründung des größten Staates der Welt, Ruß-
lands, wird ihnen zugeschrieben; indem einige Nor-
mannencolonien unter Rurik, Oskold, Dir, Sineus,
Druwor, von der Ostsee her mit ihren Horden die klei,
nen slavischen Staaten an der Newa, am Dneper, an
der Wolga, zu Kiew, Nowgorod, fsich unterwarfen,
und so erweiterten, daß schon Fürst Wladimir der
Große, und nach ihm seine 12 Söhne ums Zahr 1000,
langst dem Dneper bis zum Ladoga und der Düna
hin herrschten. Bald wurden sie Nachbarn des griechi-
schen Reiches, dessen Ehristenthum sie in ihren Staa-
ten einführten, und damit die den römischen Papst nicht
anerkennende griechische Kirche ungemein verbreiteten.
Za diese Normannen entdeckten als kühne Seefahrer
um 862 schon Island, und um Q83 Winland oder
Grönland. Sie waren überall zu finden, wo es Beute
zu machen gab; nur in ihren heimischen Staaten, Dä-
nemark, Norwegen, Schweden, wurde es kaum
durch die allmählige Einführung des Christenthums
ums Zahr 1000 etwas Heller.
Das östliche ganz von Slaven bewohnte Deutsch-
land bildete nur ums Jahr 880 ein größeres Ganze,
kndem da ein Fürst, Swjatopluk (Zwentibold) ein über
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Averfa
Extrahierte Ortsnamen: Suein Frankreichs England Italien Sicilien Oskold Wolga Kiew Island Norwegen Schweden